„Wir werden in 2023 das Neubauziel von 400.000 Wohnungen nicht erreichen“, räumte Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD) Ende Januar ein. „Der reale Rückgang der Bauinvestitionen um 3 Prozent in diesem Jahr ist kein gutes Signal. Krieg, Baustoffknappheit und steigende Zinsen – diese Gründe sind bekannt.“ Die Zahl der genehmigten Wohnungen ist seit Monaten rückläufig. Im November 2022 wurde laut Statistischem Bundesamt der Bau von 24.304 Wohnungen genehmigt – 16,3 Prozent weniger als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Von Januar bis November 2022 fiel die Anzahl der genehmigten Wohnungen mit insgesamt 321.757 um 5,7 Prozent geringer aus als im Vorjahreszeitraum.
Entsprechend sind auch die Aufträge im deutschen Baugewerbe rückläufig. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes sanken die Auftragseingänge im Bauhauptgewerbe in den ersten elf Monaten des Jahres 2022 gegenüber dem Vorjahreszeitraum kalender- und preisbereinigt um 8,2 Prozent. Im November 2022 betrug der Rückgang gegenüber dem Oktober 2022 kalender- und saisonbereinigt 5,6 Prozent. Besonders betroffen ist der Tiefbau mit einem Minus von -7,7 Prozent. „Seit Juli sind die Order im Wohnungsbau auf Talfahrt und das mit zunehmender Geschwindigkeit“, betonte der Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands Deutsches Baugewerbe, Felix Pakleppa.
Nach einer Umfrage des ifo Instituts waren 16,7 Prozent der Unternehmen im November 2022 von Stornierungen betroffen. Im Vormonat waren es 14,5 Prozent. „Zwar verfügen die Unternehmen noch über gut gefüllte Auftragsbücher, aber die immer weiter steigenden Baupreise, höhere Zinsen und geringere Fördermöglichkeiten belasten das Neugeschäft und führen bereits seit einigen Monaten zu auffällig vielen Stornierungen“, erklärte ifo Forscher Felix Leiss.
Vor allem die Energiekosten und die Preissteigerungen für Baumaterialien tragen zum Einbruch des Wohnungsbaus bei. Besonders Baustoffe, zu deren Herstellung viel Energie benötigt wird, verteuerten sich erheblich. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes wurde Flachglas im Jahresdurchschnitt 2022 um 49,3 Prozent teurer als im Vorjahr, Stabstahl um 40,4 Prozent, Betonstahlplatten um 38,1 Prozent und Dämmplatten aus Kunststoff um 21,1 Prozent.
Deutschlands größter Immobilienkonzern Vonovia hat angesichts der steigenden Baukosten, der Inflation und wachsender Zinsen alle für 2023 vorgesehenen Neubauprojekte gestoppt. „Wir hätten in diesem Jahr schon eine signifikante Zahl von Baustarts zum Beispiel in Berlin oder Dresden gehabt und haben sie nach hinten verschoben – so wie es die meisten Bauträger aktuell tun“, sagte Vonovia-Vorstand Daniel Riedl der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung. „Wir brauchen stabile Rahmenbedingungen.“ Er betonte jedoch, die Entwicklungsarbeiten seien nicht eingestellt. Der Konzern strebe bei seinen Projekten an, Baugenehmigungen einzuholen, um startbereit zu sein, wenn die Rahmenbedingungen wieder passen. Bereits begonnene Neubau-Projekte werden fortgeführt. Dafür plant das Unternehmen in 2023 Investitionen in Höhe von 350 Millionen Euro. „Wir haben in den vergangenen Jahren sehr viel investiert und uns einen Vorsprung bei der energetischen Sanierung erarbeitet. Jetzt nehmen wir ein wenig das Tempo raus, haben jedoch für das laufende Jahr wieder eine halbe Milliarde Euro bereitgestellt“, ergänzt Vonovia-Sprecherin Silke Hoock gegenüber dem VDIV Deutschland.